Täbingen online
www.taebingen.de
Sie sind hier: Startseite / News / Newsartikel
News - Täbingen online!

aus dem Zollern Alb Kurier vom 14. Dezember 2001:

Wachablösung unter Gemeindemitarbeitern

Er hat die Nachrichten noch "ausgeschellt"

Wenn es um dienstliche Mitteilungen des Rathauses an einen Täbinger Bürger ging, fungierte als Überbringer des "Amtlichen" seit 34 Jahren Erwin Völkle. Ein Unfall zwang den 79-Jährigen jetzt, seinen Dienst als Amtsbote zu quittieren. Mit ihm beendet auch Fronmeister Waldemar Hensch seine Arbeit im Dienste der Gemeinde.


Von Bürgermeister Manfred Haasis (li.) und Ortsvorsteher Erhardt Sautter (re.) wurden Amtsbote Erwin Völkle (Mitte) und Waldemar Hensch (Zweiter v. re.) aus den Diensten der Stadt verabschiedet, gleichzeitig Achim Trick (Vierter v. li.) und Aloys Schlesiger ( Zweiter v. li.) als Nachfolger eingeführt. Foto: Hannelore Kaiser


Rosenfeld-Täbingen, 14.12.2001
Am vergangenen Mittwoch wurden beide Gemeindebediensteten im weihnachtlich geschmückten Sitzungssaal des Rathauses von Bürgermeister Manfred Haasis und Ortsvorsteher Erhardt Sautter im Beisein ihrer Ehefrauen und Nachfolger sowie von Ortsvorsteher a. D. Willi Seemann, Hauptamtsleiterin Ruth Alf und Rathausmitarbeiterin Dagmar Fischer offiziell verabschiedet. Gleichzeitig führte das Stadtoberhaupt die Nachfolger der beiden Verabschiedeten in ihr neues Amt ein: Aloys Schlesiger wird neben Capo Herbert Trick in Täbingen die dort für den Bauhof anfallenden Arbeiten übernehmen und Achim Trick künftig die Amtsbotengänge erledigen. Unter mehreren Bewerbern hatte Letzteren der Ortschaftsrat zum Nachfolger seines Großvaters Erwin Völke ausgewählt. "Mit knapper Mehrheit", wie Ortsvorsteher Erhardt Sautter anfügte.

Als der Landwirt und vierfache Vater Erwin Völkle 1967 seinen Dienst bei der damals noch selbständigen Gemeinde antrat, gehörte zu seinen Aufgaben auch noch das "Ausschellen". Mit der Glocke in der Hand ging er von Straße zu Straße und verkündete lautstark die "Bekanntmachung", die Ehefrau Emilie zuvor gut formuliert und leserlich zu Papier gebracht hatte. Winters zählte auch das allmorgendliche Anheizen des Holzofens im Rathaus zu den Aufgaben des Amtsdieners. Später war es dann vor allem die Dienstpost, die Erwin Völkle innerhalb des Ortes an den richtigen Adressaten zu befördern hatte. Per Fahrrad erledigte er bei Wind und Wetter diesen Auftrag. "Zuverlässig, gewissenhaft und stets freundlich", wie Bürgermeister Manfred Haasis lobte. Ein Fahrradunfall zwang Erwin Völkle jetzt zur Aufgabe und hatte schon während seiner Verletzungspause Enkelsohn Achim die Vertretung übernommen.

Ebenfalls zum Jahresende hat auch Waldemar Hensch seine Arbeit bei der Gemeinde gekündigt, die er 1995 begonnen hatte. Der aus Kasachstan gekommene Übersiedler wird in Kürze Täbingen wieder verlassen und zieht auf den Bauernhof seines Sohnes nach Münsingen.

Zusammen mit Herbert Trick war Waldemar Hensch "ein gutes Gespann", wie das Stadtoberhaupt anerkannte. Das Schneeräumen, Heckenschneiden, Rasenmähen und Kehrarbeiten gehörten zu seinen ständigen Arbeiten, bei denen er auch von seiner Frau Tamara unterstützt wurde. "Mit ruhiger Hand" habe er diese Arbeiten erledigt, bestätigte Ortsvorsteher Sautter, sei immer hilfsbereit gewesen und habe sich gut in Täbingen integriert. Ein Bild von Täbingen wird Waldemar Hensch an seine dortige Zeit erinnern, während sich Ehefrau Tamara an diesem Nachmittag über einen Geschenkkorb freuen konnte.

Präsente gab es auch für den Amtsboten Erwin Völkle und für seine Ehefrau Emilie Blumen. Auf originelle Weise bedankte sich der ehemalige Büttel dafür: Mit der Glocke und dem Verkündungsschrieb in der Hand rief er in alter Manier noch einmal die "Be-kannt-machung" aus.

Ein Umtrunk in lockerer Runde schloss sich dem Offiziellen an, bei dem noch so manche Anekdote zum Besten gegeben wurde.

von Hannelore Kaiser