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Heimatgeschichte: Weitere Siedlungsfläche aus Jungsteinzeit und römisches "Vorwerk" entdeckt
Keramikscherben und Pfeilspitzen

Neue und interessante Entdeckungen hat Wilfried Schübel bei Ausgrabungen im Gewann Häsenbühl gemacht. Er fand Scherben und Pfeilspitzen von früheren Besiedlungen.
Foto: Klaus May

Bei Arbeiten für den neuen Radweg zwischen Geislingen und Leidringen haben Wilfried Schübel und sein Kollege Jörg Berbalk aus Tieringen im Häsenbühl auf der Gemarkung Isingen und in der Schieferhalde auf Gemarkung Geislingen eine weitere Siedlungsfläche entdeckt.

Rosenfeld-Isingen. Auf 500 Meter Länge sind Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und Urnenfelderkultur sowie Funde aus der römischen Kaiserzeit und des Hochmittelalters entdeckt worden.

In einer Tiefe von 0,7 Meter wurden im Lias-Ton zwei ovale Siedlungsgruben der Urnenfelderkultur (etwa 1300 bis 900 vor Christus) entdeckt. Die Siedlungsgräben zeigen sich als tiefschwarze Flächen. Aus den beiden Gruben stammen Scherben, teils mit Kalkmagerung, das heißt, dem Ton wurden Jurakalkbrocken beigemengt. Dabei handelt es sich um eine Machart, die nur auf der Schwäbischen Alb vorkommt. Der Kleine Heuberg war ein Zentrum der Urnenfelderkultur in der Spätbronzezeit. Aus den Gruben stammen auch Holzkohle und Sandsteinbrocken, die als Kochsteine benutzt wurden. Sie wurden im Feuer erhitzt und in das Tongefäß gelegt.

Des Weiteren wurde ein Gebäude der römischen Kaiserzeit entdeckt, das von einem "Vorwerk" stammt, einem römischen Gutshof ohne Steingebäude. Das Vorwerk war ein landwirtschaftlicher Betrieb in reiner Holzbauweise mit Ziegeleindeckung. Ein Gutshof, auch Villa Rustica genannt, war in der Regel ebenfalls ein landwirtschaftlicher Betrieb, meist mit Stein- und wenigen Holzgebäuden mit Ziegel- oder Schilfbedeckungen.

Gefunden wurden römische Ziegelbruchstücke, Gebrauchskeramikscherben und eine römische Münze. Die Funde stammen aus dem ersten bis zweiten Jahrhundert nach Christus. Dieses römische Vorwerk diente zur Versorgung des nahen römischen Kastells und des Vicus, eine römische Zivilsiedlung, hinter dem heutigen Wasserturm am Häsenbühl.

Im Gelände nahe dem Radweg konnten Scherben aus dem Hochmittelalter (etwa 11. bis 12. Jahrhundert nach Christus) gefunden werden, was auf ein Gehöft in diesem Zeitraum hinweist. Es handelt sich um eine rauwandig, sandig gemagerte und oxydierend gebrannte Keramik, die durch eine starke Luftzufuhr beim Keramikbrand entstand. Die Scherben sind außen orange-gelb und im Kern grau. Die gelbe Farbe ist auch für die Namensgebung ursächlich.

Ein paar Scherben der älteren Albware enthalten viele kleine Kalkstücke und sehen stark gepunktet auss. Diese Kalkmagerung besteht aus sehr feinen Jurakalkstücken. Die Keramik ist sehr dünnwandig und war im 11. bis 12. Jahrhundert im Gebrauch.

An der Gemarkungsgrenze Isingen/Geislingen wurde eine weitere Jungsteinzeitliche Siedlungsstelle (etwa 5000 bis 3500 vor Christus) entdeckt. Dabei kamen neolithische (Jungsteinzeitliche) Scherben, Messer und Pfeilspitzen aus Jurahornstein zu Tage. Diese neu entdeckte Siedlungsstelle wurde immer von Menschen begangen. Sie lag an einem leichten Südhang und war in der Nähe von zwei Quellen, die den Erlenbach speisen.

Wilfried Schübel und Jörg Berbalk sind ehrenamtliche Beauftragte des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg mit der Dienststelle in Tübingen. Zurzeit sind sie damit beschäftigt, die Burgen im Zollernalbkreis zu begehen, was neue Erkenntnisse zur Burgengründung und deren Abgang geführt hat. Dabei sind auch Reste von Burgen entdeckt worden, die noch nicht lokalisiert waren.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Mo 14.08.2017
Verfasser: Klaus May