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Wüstung Hausen bei Täbingen entdeckt. Davor war dieser Platz an Grenze zu Gößlingen schon mal besiedelt.
Scherben zeigen untergegangenen Ort

Diese Tonscherben geben Hinweise auf frühere Siedlungen.
Foto: Klaus May

Rosenfeld-Täbingen - Die Wüstung Hausen hat Wilfried Schübel auf der Gemarkungsgrenze zwischen Täbingen und Gößlingen entdeckt. Nach Unterlagen aus Archiven lag dort die längst untergegangene Siedlung Hausen. Diese Wüstung lag auf Täbinger und Gößlinger Gemarkung. Die Wüstung Hausen wurde im Zeitraum 1444/45 zum letzten Mal erwähnt, und danach scheint dieser Weiler eingegangen zu sein. Als letztes Überbleibsel blieb der Hof Jungholz (Schafhaus) übrig.

Mitte August wurde in einem Acker im Flurstück Schmiedling an der Grenze zu Gößlingen ein überraschender Fund von Keramikscherben entdeckt – was dem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege, Wilfried Schübel, nach eigenen Worten die Sprache verschlug. Im Acker wurden viele Dachziegelfragmente, Keramikscherben, Ofenkachelscherben, Hüttenlehmbrocken, verschiedene Sandsteinbrocken und ein paar wenige Eisenschlacken aufgesammelt. Das Eisen weist auf eine mittelalterliche Schmiede im Weiler Hausen hin.

Der Acker wurde danach systematisch Meter für Meter nach Funden abgesucht. Insgesamt kamen mehrere Fundbeutel voll zusammen. Danach wurden alle Äcker, die den besagen Fundplatz umgeben, abgesucht.

Dabei kamen im westlichen Teil des Geländes ältere weiße Scherben zu Tage. Bei der ersten Begutachtung stellte sich heraus, dass es sich dabei laut Schübel um rauchwandige, sandgemagerte Donzdorfer Keramik handelt. Sandgemagerte Keramik ist rau, weil in noch nicht gebrannten Zustand Sand hinzu gefügt wurde. Die Donzdorfer Ware kommt aus Donzdorf bei Göppingen. Dort wurden mehrere Brennöfen archäologisch untersucht, und nach diesem Ort wurde die Keramik genannt. Diese Keramik wurde in den Jahren 600 bis 800 gebrannt. Dieser Hof existierte vor dem Weiler Hausen und bestand etwa 20 bis 35 Jahre lang. Die Funde ergeben, dass dort zwei bis drei Höfe bestanden haben. Hausen als Weiher bestand von 700 bis 1445. Fast alle der in den vergangenen Jahrzehnten entdeckten Wüstungen sind Nachfolgesiedlungen von alemannischen Gehöften und Weilern. Auf der angrenzenden Gößlinger Gemarkung machte Schübel anhand von fast gleichem Fundmaterial die Ausdehnung der Wüstung Hausen ausfindig. Die neue Fundstelle wurde umgehend an die zuständigen Stellen in Tübingen und Freiburg gemeldet.

Der älteste Fund aus der Wüstung Hausen ist eine helle Jurahornsteinklinge (Messer) aus der Jungsteinzeit, etwa 3000 bis 2500 vor Christus. 2015 hat Schübel viele abgegangene Orte entdeckt: Zum einen fand er beim Langenmahd Hof in Isingen eine Wüstung, die auf einen Ort hinweist, der von 750 bis 1550 existierte, ferner Siedlungsreste bei der Kläranlage Ostdorf, in Dormettingen beim Eisenloch/Baustelle Holcim und schließlich in Schömberg in Türnen. Seit 2000 bis 2015 wurden von Schübel weit mehr als 20 Wüstungen entdeckt. Der westliche Zollern-Alb-Kreis sei übersät mit ihnen.

Die Wüstung Hausen hat kürzlich Wilfried Schübel auf der Gemarkung Täbingen gefunden. Die ehemalige Siedlung war schon lang in Karten aufgenommen, aber noch nicht lokalisiert worden.
Foto: Klaus May

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Di 15.09.2015
Verfasser: Klaus May