Nicht alle Haushalte haben Festnetz und Internetanschlüsse. Pfarrhaus nur über Handy zu erreichen.
Die Odyssee zum Internetanschluss
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Endlich geschafft: Die meisten Haushalte haben mittlerweile einen Breitbandanschluss. |
Rosenfeld-Täbingen - Ein Hoch auf den Erfinder des mobilen Telefons – ohne ihn wäre die Täbinger Pfarrerin Christine von Wagner momentan gar nicht mehr zu erreichen. Denn: Seit zwei Wochen wartet sie vergeblich auf ihren neuen Festnetz- und Internetanschluss der Firma NeckarCom.
Sie ist nicht die einzige, bei der die technische Revolution in Täbingen langsamer ankommt als geplant. Dabei hatt eigentlich alles so hoffnungsvoll begonnen. Die Täbinger sollten auf der Internetautobahn nur so dahin flitzen – mit bis zu 50 000 Kilobits pro Sekunde. Landrat Günther-Martin Pauli, Rosenfelds Bürgermeister Thomas Miller und der Täbinger Ortsvorsteher Erhardt Sautter strahlten voller Stolz, als sie am 7. Mai den großen, roten Knopf drücken durften und dadurch Täbingen in Sachen schnelles Internet ins 21. Jahrhundert katapultierten. Doch das mit dem Katapultieren, das scheint nicht ganz geklappt zu haben – manche Täbinger warten immer noch auf der Auffahrt zur großen, schnellen Datenautobahn.
"Durch die ganze Hotline gejagt"
So wie Christine von Wagner. Per Portierungsauftrag hat die Pfarrerin ihren Vertrag bei ihrem bisherigen Anbieter, der Deutschen Telekom, zum 8. Juni kündigen lassen. Das heißt, dass sie, wie viele andere Täbinger auch, der Firma NeckarCom den Auftrag gegeben hat, ihren Vertrag mit der Deutschen Telekom zu beenden. Ihre bisherige festnetzrufnummer wollte sie behalten.
Eigentlich hätte dann am 9. Juni der Festnetz- und Internetanschluss der Firma NeckarCom für das Pfarrhaus freigeschaltet werden müssen. Eigentlich. Als nichts passiert ist, rief Christine von Wagner bei NeckarCom an.
Jedes Mal wurde sie "durch die ganze Hotline gejagt", wie sie es ausdrückt. Seit zwei Wochen – täglich. "Das ist ein Fehler der Firma NeckarCom", sagte sie. "Wir sind jetzt fast zwei Wochen ohne Telefon und Internet." Bei einem ihrer Anrufe bei der Service-Hotline wurde ihr dann gesagt, dass das Problem bald behoben werde und sie heute, Mittwoch, wieder Internet und Telefon haben werde. Eine schriftliche Bestätigung hatte sie dafür am Montag allerdings noch nicht bekommen.
Eva Schatz und ihr Mann Martin waren mehrere Wochen ohne Telefon und Internet. Am 22. Mai hätte ein Techniker der Deutschen Telekom zu ihnen kommen sollen, und sie umstöpseln, das heißt die Telekomleitung für NeckarCom vorbereiten sollen.
Bereits am 14. Mai hatte Familie Schatz kein Telefon und kein Internet mehr – ohne Vorwarnung. "Wir haben uns dann gedacht, dass NeckarCom wahrscheinlich zu früh gekündigt hat", erinnerte sich Eva Schatz.
Geschäftsführer telefonisch nicht zu erreichen
Als dann der 22. Mai gekommen war und Eva Schatz, wie von der Telekom gewünscht, von acht bis 13 Uhr Zuhause wartete, tauchte der Techniker nicht auf: "Er kam einfach nicht – er hat sich auch nicht abgemeldet", sagte Eva Schatz. Sie rief bei NeckarCom an und versuchte die Deutsche Telekom zu erreichen – bei letzterer endete sie entnervt in der Warteschleife.
NeckarCom bot ihr, nachdem sie fast eine Woche lang jeden Tag angerufen hat um sich zu beschweren an, eine offizielle Beschwerde einzureichen zu können. "Ich dachte eigentlich, dass, wenn man täglich anruft, das dann genug Beschwerde sei", sagte Eva Schatz. Immerhin nahm die Dame an der Service-Hotline dann die Daten der Familie auf und vermerkte, dass sie sich beschwert hatten.
Nach langem Hin und Her stand dann der Termin für die Freischaltung durch die Telekom fest: Der 5. Juni sollte es werden. So weit, so gut. Wenn da nur nicht das Problem mit der veralteten Anleitung für die moderne FritzBoxx gewesen wäre – so kurz vor dem Ziel ein erneuter Rückschlag für Eva Schatz. "Die Boxx ist gut, aber die Anleitung zum Anschließen ist total veraltet – wer sich mit so etwas nicht auskennt, ist total aufgeschmissen", erklärt Eva Schatz.
Am 11. Juni kam dann ein Techniker der Firma NeckarCom und schloss der geplagten Familie Schatz die FritzBoxx an – jetzt surfen sie mit 16 000 Kilobits pro Sekunde im weltweiten Netz.
Der NeckarCom Geschäftsführer Jürgen Herrmann war in den vergangenen zwei Tagen telefonisch nicht zu erreichen. Von einer seiner Mitarbeiterinnen hieß es, dass es Störungen im NeckarCom-Netz gegeben habe. Habe – sie müssten also jetzt behoben sein.
Quelle: Schwarzwälder Bote vom Mi 20.06.2012
Verfasser: Sabrina Deckert