Täbinger Hochwasseropfer bitten die Stadt um Hilfe: Als Ziel die nachhaltige Sanierung des Kanalnetzes
„Mein Keller sieht aus wie ein Rohbau“
In der Nacht zum 5. Juli regnete es drei Stunden ununterbrochen: In Täbingen wurden 12 Gebäude überschwemmt. Jetzt bitten die betroffenen Hausbesitzer die Stadt um Hilfe, weil das Kanalnetz die Ursache dafür ist.
Die Stühle in der Zuschauerreihe des Sitzungssaales waren am Donnerstag gut besetzt, denn die betroffenen Bürger verfolgten die Debatte mit großem Interesse. Ortsvorsteher Eberhardt Sautter sprach der Feuerwehr für ihren Einsatz in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli nochmals ein Lob aus. Laut Sautter wurden die Täbinger um 3.18 Uhr alarmiert: „Die 16 Mann mit Abteilungskommandant Robert Fischer waren die ganze Nacht unterwegs.“ Am nächsten Morgen wurden sie dann nochmals gebraucht und waren erneut im Einsatz. Sautter, der Polizist ist, schilderte noch seine eigenen Eindrücke in dieser Nacht, in der er beim Ratshausener Open Air Dienst hatte: „Es hat drei Stunden ununterbrochen geregnet, das war der Wahnsinn.“
In Täbingen wurden 12 Gebäude überschwemmt: „Am meisten betroffen war die Heer- und die Waldstraße“, so Sautter. Auch der Weiherbach war in dieser Nacht über die Ufer getreten. Wie Sautter weiter mitteilte, haben sich die betroffenen Hausbesitzer nun mit einem Schreiben an die Stadt gewandt, da der Rückstau im öffentlichen Kanalnetz die Hauptursache für die Überschwemmungen ist. „Eine nachhaltige Sanierung des Abwassersystems muss das Ziel sein“, lautet die Forderung der Täbinger Bürger . Sautter zitierte aus dem Schreiben und zeigte auch die Fotos, die die Hausbesitzer dem Schreiben beigelegt hatten. Es habe sich gezeigt, dass die Rückstauklappen nur bedingt geeignet seien, das Wasser draußen zu halten. Auch die Hebeanlagen „sind keine generelle Lösung“. Die Anlieger, die den Brief unterzeichnet haben, beenden das Schreiben mit einem Appell an Bürgermeister Thomas Miller und Stadtbaumeister Bernhard Müller, „unser Anliegen zu unterstützen“.
Der Dorfchef erinnerte noch daran, dass 2003 das letzte Hochwasser war. Schon damals habe es eine Untersuchung des Kanalnetzes gegeben, bei der auch eine erste Kostenaufstellung für die Sanierung erstellt worden sei. Aus Kostengründen sei dann alles auf Eis gelegt worden. „Seit 2003 ist nichts mehr passiert“, meinte Sautter enttäuscht. Er konnte aber auch die gute Nachricht überbringen, dass das Rosenfelder Rathaus signalisiert habe, „dass eine Überprüfung des Kanalnetzes an den neuralgischen Punkten in Auftrag gegeben wird“. Auch in Leidringen, das in der Hochwassernacht ebenfalls betroffen war, soll das Kanalnetz überprüft werden. „Es ist kein einfacher Weg, aber wir müssen am Ball bleiben“, meinte Sautter abschließend.
Sein Ratskollege Fritz Sommerfeld, der zum Kreis der Hochwasseropfer gehört, gab ebenfalls eine Stellungnahme ab. „Ich kenne Täbinger, die hatten schon über zehn Mal Hochwasser im Keller“, berichtete er – „das geht auch an die Psyche“. Sein eigener Keller gleiche nach der Überschwemmung einem Rohbau: „Der Parkett samt Estrich musste raus, die Sanierung wird noch Monate dauern.“ Deshalb hätten sie sich nun an die Stadt gewandt. „Wir brauchen eine Berechnung, die nachweist, ob das Kanalnetz richtig dimensioniert ist.“ In einem nächsten Schritt könne dann ein Gesamtkonzept erstellt werden, in das auch der Weiherbach mit einbezogen werden soll. Die Anlieger fordern keine Sofortlösung und wären mit einer „Sanierung in Abschnitten“ zufrieden – „weil wir wissen, dass in der momentanen Haushaltslage Prioritäten gesetzt werden müssen“.
„Wir müssen damit rechnen, dass es wieder passiert“, erklärte Ortschaftsrat Elmar Amann. Auch Hans Walter wies darauf hin, „dass diese Starkregenfälle heutzutage fast schon normal sind“. Es sei an der Zeit, dass etwas getan werde, nachdem das Problem schon seit Jahren bekannt sei. Auch Otto Busch kritisierte, dass schon vor sieben Jahren nichts getan wurde. Aus diesen Gründen erklärten sich alle Räte solidarisch mit dem Antrag und sicherten den Bürgern ihre Unterstützung zu.
Quelle: Zollern-Alb-Kurier vom Sa 18.09.2010
Verfasser: Rosalinde Conzelmann