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Nein zum Funkmast: Rat zeigt Flagge

Über 20 Bürgerinnen und Bürger hörten sich ganz genau an, was die Ortschaftsratsmitglieder in Sachen Mobilfunkmast zu berichten hatten.
Foto: Zollern-Alb-Kurier

Rosenfeld-Täbingen. Der Täbinger Ortschaftsrat ist gegen einen Mobilfunkmast auf dem Hörnle. Fünf von sechs Räten waren dafür, dem Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen zu versagen. So sieht es auch die Stadtverwaltung in ihrem Beschlussvorschlag für den Gemeinderat.

Seit vier Jahren beschäftigt das Thema Mobilfunk die Täbinger. Zunächst war von Messungen auf dem Hörnle die Rede. Zwei Jahre später kündigte das Unternehmen O2 an, einen Bauantrag für einen Mobilfunkmast zu stellen. Im Ort formierte sich eine Bürgerinitiative. Wie berichtet, liegt jetzt, weitere zwei Jahre später, der Bauantrag vor. Am Donnerstagabend traf der Täbinger Ortschaftsrat eine Beschlussempfehlung für den Gemeinderat, der kommenden Donnerstag tagt. Entscheiden können beide Gremien nicht: Baugenehmigungsbehörde ist das Landratsamt.

27 Zuhörer fanden sich im Täbinger Sitzungssaal ein, wo Ortsvorsteher Erhardt Sautter die Sachlage erläuterte: Der Netzbetreiber sieht in seinem Bauantrag einen 42,80 Meter hohen Stahlgittermast auf dem Hörnle vor. Vier Richtfunk- sowie sechs Sektorenantennen, die in drei Richtungen weisen, sollen aufgebaut werden. Der Mast soll im Vergleich zu den ersten Entwürfen 125 Meter weiter südlich, Richtung Zimmern unter der Burg, errichtet werden. Der Standort liege fünf Meter höher als der bisherige und 525 Meter vom ersten Wohnhaus entfernt, so der Ortsvorsteher.

Trotz mehrfacher Aufforderung der Stadt habe O2 keine nachvollziehbare Begründung vorgelegt, warum der Alternativstandort Esch in Richtung Gößlingen mit einer dreifachen Entfernung zur Wohnbebauung nicht in Frage komme, führte Sautter aus. Nach der Prüfung des Alternativstandorts habe das Unternehmen mitgeteilt, dass der Mast auf dem Esch wegen der topografischen Lage 20 Meter höher werden müsse, wesentlich teurer komme und »funktechnisch nicht geeignet« sei. Im Jahr 2008 sei der Briefverkehr mit O2 abgebrochen.

Die Stadtverwaltung komme nun in ihrer Sitzungsvorlage für den Gemeinderat zu dem Schluss, dass aus ihrer Sicht keine ordentliche Abwägung stattgefunden habe. Sie schlage vor, das gemeindliche Einvernehmen zu versagen.

Die Bevölkerung sei nicht ausreichend informiert worden, und es sei irreführend gewesen, zu sagen, es müsse erst ein Bauantrag vorliegen, ehe man etwas unternehmen könne, kritisierte Gerda Wachendorfer, Sprecherin der »Bürgerinitiative Mobilfunksendeanlage« und Ortschaftsrätin. Für O2 stehe nur die Grundversorgung der Netzstruktur im Vordergrund. Dem Schutz von Mensch und Tier werde nicht Rechnung getragen. Die Folgen für die Gesundheit seien nicht abzusehen. Ein Mast auf dem Hörnle stelle einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild und die intakte Natur dar, sagte Wachendorfer. Sie bat ihre Ratskollegen, den Bürgerwillen zu respektieren und das Vorhaben abzulehnen.

Karsten Fritz, ebenfalls Sprecher der Bürgerinitiative und als Gemeinderat mit Rederecht im Ortschaftsrat ausgestattet, erinnerte an zwei Zahlen: 74 Prozent der Täbinger hätten sich an der Befragung der Bürgerinitiative beteiligt; fast 81 Prozent davon hätten sich gegen den Standort Hörnle ausgesprochen. O2 sei nicht daran interessiert, Täbingen mit besseren Funkverbindungen zu versorgen, sondern das gesamte Umland: »Es geht um die großen Richtungsschüsseln.« Bevor sich der Standort Esch nicht als funktechnisch unlösbar erweise, gehe er von rein wirtschaftlichen Gründen aus, womit die Standortfrage für ihn offen bleibe. Fritz und Wachendorfer verwiesen zudem auf neue technische Entwicklungen, die Masten dieser Größe vielleicht ohnehin bald überflüssig machten.

»Es gibt auch Befürworter«, gab Otto Busch zu bedenken. Die Betriebe im Ort seien auf einen besseren Funkempfang angewiesen. Nachdem der Mast nun versetzt werde, könne er mit dem Standort leben. Ein Mast im Gebiet Esch würde seiner Meinung nach nicht besser aussehen und sei zudem wesentlich höher.

»Ich kann es nicht verantworten, dass man später sagt, ich bin schuldig, dass der und der krank ist«, verwies Hans Walter auf mögliche Folgen der Strahlung.

»Beide Seiten haben Recht«, sagte Friedrich Sommerfeld. Eine Entscheidung sei schwierig. Einerseits habe O2 eine »gewisse Rechtssicherheit«, andererseits blieben Restzweifel, was die Gesundheit angehe. »Wenn einer Zweifel hat, soll er nach seinem Gewissen entscheiden und dagegen sein«, meinte er. »Wir sollten die Chance nutzen, um mitreden zu können.« In diesem Fall sei es die letzte.

»Wichtig ist, dass der Umgang gut bleibt«

»Wir sind ja nur gegen einen Mast auf dem Hörnle«, stellte eine Zuhörerin klar. Ein weiterer Zuhörer betonte, dass die Handwerksbetriebe »den Turm« brauchten. Der Bürgerinitiative warf er vor, sie verbreite falsche Informationen, und zweifelte die Ergebnisse der Befragung an. Karsten Fritz wies die Vorwürfe zurück und lud den Mann ein, ihn zu besuchen: Er könne jede einzelne Unterschrift vorlegen, nur nicht öffentlich.

»Wichtig ist, dass der Umgang in der Bevölkerung gut bleibt und es nicht zu bösartigen Aktionen kommt«, lautete der Appell des Ortsvorstehers, der deutliche Worte fand. Die Strategie des Betreibers sei klar: O2 wolle einen »Umsetzer für die ganze Region«, um in der Umgebung weitere Sender auf Gebäude setzen zu können. Er fühle sich dem Bürger und nicht der Wirtschaft verpflichtet, sagte Sautter. Mit dem Alternativstandort sei allen gedient und die Bevölkerung einverstanden.

Bei einer Gegenstimme von Otto Busch stimmte der Ortschaftsrat dafür, dem Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen zu versagen.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Fr 19.03.2010
Verfasser: Dirk Haier
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