»Da Bach na« im Zuber aus Täbingen
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Kaum zu glauben: Auch unter den Aufsehen erregenden Aufbauten des »Mars-Express« aus dem vergangenen Jahr verbirgt sich ein Zuber |
Rosenfeld-Täbingen. Die Da-Bach-na-Fahrt der Schramberger Narrenzunft am Rosenmontag ist ein Spektakel, eines von der guten Sorte. Seit 74 Jahren treten je 40 Zuberbesatzungen die Wasserfahrt an – und schwören auf Bottiche »made in Täbingen«.
16 Jahre alt war Dieter Holweger, als er seinen ersten Zuber für die Schramberger Gilde der Da-Bach-na-Fahrer gefertigt hat. Heute baut der 54-jährige Täbinger Küfermeister sie noch immer. Erst vergangene Woche hat er wieder mehrere Zuber ausgeliefert.
Im Frühjahr melden die Bach-na-Fahrer jeweils ihren Bedarf für die kommende Fasnet im Täbinger Lindenbühlweg an, und Holweger macht sich an die Arbeit. Rund zehn Stunden braucht er, um nach alter Handwerkskunst einen Bottich herzustellen.
Seit der ersten Fahrt am 24. Februar 1936 hat sich an den »Booten« nichts Wesentliches geändert. Holweger fertigt sie im Stile von Brühzubern, in denen einst Metzger tote Schweine in kochendem Wasser mit Brühharz gebrüht und die Borsten abgeschabt hatten. Rund acht bis zehn Jahre überstehen die Gefäße in der heutigen Zeit die Da-Bach- na-Fahrten, schätzt Holweger. Dass die Ersatzbeschaffung nun in längeren Intervallen erfolgt als in früheren Jahren, habe damit zu tun, dass die Schramberger das Bachbett vor ein paar Jahren ausgebaggert hätten, die Zuber also nicht mehr so oft am Boden entlang- schrammten. Zudem würden diese jetzt an der Unterseite verstärkt, um die abenteuerliche Reise besser zu überstehen.
Drei Wochen vor der DaBach-na-Fahrt werden die nackten Zuber – gebrauchte und neue – in Schramberg per Losverfahren an die 40 Bootsbesatzungen ausgegeben. Alle sind gleich groß: 1,60 auf einen Meter breit und einen halben Meter hoch. Heutzutage bildet der Zuber lediglich das Grundgerüst, das bis zum Rosenmontag in liebevoller Arbeit zu mehr oder weniger schwimmfähigen Fantasiegefährten umgestaltet wird. Die 40 Zuberteams bauen aus Dachlatten, Kartons und Pappmaché ihren Aufbau um den Zuber herum, der einigermaßen schwimmfähig sein sollte. Viele helfen auch mit Kanistern und Autoschläuchen nach – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn es dann losgeht, ist Dieter Holweger jedes Jahr unter den mehr als 10.000 Zuschauern zu finden – »es sei denn, ich bin krank wie beim letzten Mal«. Er mag die Atmosphäre, auch im auftraggebenden Verein, die sehr familiär sei: »Es ist eine tolle Narrenzunft.« Diese schätzt die Arbeit ihres – einzigen – Hoflieferanten aus Täbingen. Und dem macht sie Spaß: »Mir würde auch was fehlen.«
Seit 85 Jahren und über vier Generationen hinweg werden in der Täbinger Küferei Holweger Fässer, Bottiche, Zuber und ähnliches – auf Sonderwunsch auch mal eine Badewanne – gefertigt. Mit Flexibilität hat sich der Familienbetrieb immer wieder auf neue Marktnischen eingestellt. Nachdem Mostfässer in den vergangenen Jahren weniger gefragt seien, würden nun mehr Eichenfässer für edle Tropfen gefertigt, berichtet der Küfermeister. Vor rund 25 Jahren hat Dieter Holweger seinen Beruf zum Hobby mit Nebenerwerb gemacht. Seit einigen Jahren sind dem Betrieb auch eine Mosterei und eine Brennerei angeschlossen.
In der Mosterei, in die im vergangenen Jahr mit Unterstützung der EU kräftig investiert wurde, packt Sohn Stefan längst mit an. Sein Vater hofft, dass er die Tradition des Zuberbauens später weiterführen wird – und die Schramberger Narren für ihren jährlichen feucht-fröhlichen Umzug ganz bestimmt auch.
Quelle: Schwarzwälder Bote vom Do 21.01.2010
Verfasser: Dirk Haier