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Rosenfeld - Reste des "Schlichemtal-Atlantis" entdeckt

Wilfried Schübel hält Keramikscherben in der Hand, die er im Gewann »Unter der Steige« entdeckt hat. In den Bodenwellen im Hintergrund vermutet er Gebäudeschutt der ehemaligen Siedlung Kleinen­zimmern.
Foto: Klaus May

Rosenfeld-Leidringen/Täbingen - Über dem Schlichemtal, bei der Bresteneckermühle, hat einmal eine Siedlung namens Kleinenzimmern gelegen. Ihre Ausmaße hat nun der Täbinger Wilfried Schübel ausgemacht.

Um 1500 ist die Siedlung Kleinenzimmern »wüst geworden«

Wilfried Schübel hat akribisch Nachforschungen betrieben und neuerdings viele Funde gemacht. Die Markung von Kleinenzimmern besaß einen Zwing und Bann, mit Grenzsteinen gekennzeichnet. Diese abgegangene Siedlung dürfte unmittelbar am Anfang des zweiten Jahrtausends nach Christi Geburt entstanden sein.

Im Jahr 1094 wurde die Siedlung bereits erwähnt, als Güter von »Villa Cimbeen« – Kleinenzimmern – dem Schwarzwaldkloster St. Georgen geschenkt wurde. Zwischen den Jahren 1327 und 1424 wurde die Siedlung »Villa Cimbeen« mehrfach schriftlich erwähnt – durch das Kloster Rottenmünster in Rottweil, durch das Kloster St. Georgen und auch durch die Frauenpfründe in Rosenfeld.

Um 1500 ist die Siedlung Kleinenzimmern »wüst geworden«, also verlassen worden. Im Jahre 1532 bekam Leidringen den Markungsbereich von Kleinenzimmern als Allmend zugewiesen. Einige Allmendteile wurden nach Täbingen als Zehnt vergeben.

Wo lag die Burg?

Kleinenzimmern gehörte wie Täbingen zur Pfarrei Gößlingen und wurde später zur Pfarrerei Leidringen eingemeindet. Zur Siedlung gehörte eine Mühle namens Bresten­eckermühle, welche heute im Besitz der Familie Mebold ist. Eine Burg namens Bresten­eck bei der Siedlung Kleinenzimmern wurde ebenfalls erwähnt. Sie dürfte im elften bis zwölften Jahrhundert erbaut worden sein.

Im Jahr 1560 wurde die Burg Bresteneck als Burgstall-Ruine schriftlich erwähnt. Wo die Burg genau lag, ist bis dato unbekannt. Neue Erkenntnisse gibt es trotzdem: Der Täbinger Wilfried Schübel, ehrenamtlicher Beauftragter der Archäologischen Denkmalpflege im Regierungspräsidium Tübingen, entdeckte bei mehreren Geländebegehungen die bisher noch nicht lokalisierte Ausdehnung der abgegangenen Siedlung Kleinenzimmern.

Als die Sonne flach ins Gelände einfiel, konnte Schübel im Wiesengelände mehrere Reste von Gebäuden als Schutthügel ausmachen. In diesem Bereich fand der ehrenamtliche Archäologe in den Wühlmaushäufen und Trittpfaden des Viehs etliche Rand- sowie Wandscheiben von mittelalterlichen Gefäßen. Dazu kamen mehrere Hüttenlehmbrocken, Ziegelfragmente und grün lasierte Ofenkacheln.

Wilfried Schübel hat schon einige Entdeckungen gemacht

Ein besonders interessanter Fund ist eine kleine, dünne Silbermünze aus dem ausgehenden zwölften Jahrhundert. Die Keramikscherben stammen aus der Zeit zwischen dem zwölften und dem 15. Jahrhundert. ­Die Ausdehnung von Kleinen­zimmern beträgt etwa 300 mal 180 Meter.

Schübel schätzt, dass in dem Gelände sechs Gehöfte verborgen liegen, also insgesamt mindestens 18 Gebäude. Seit kurzem existieren Luftaufnahmen, die Wilfried Schübels Beobachtungen bestätigen. Seine Spürnase war nicht zum erstenmal erfolgreich. Zwischen Brittheim, Rosenfeld, Leidringen und Täbingen sind bis jetzt zehn abgegangene Wüstungen bekannt, die von dem Hobby-Archäologen Wilfried Schübel entdeckt worden sind. Die frühere Siedlung Kleinenzimmern war für den Täbinger die 16. Fundstelle in diesem Jahr.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom Mo 11.08.2008
Verfasser: Klaus May