Erneut historisch wertvolle Funde in Leidringen
Neubau bringt's an den Tag
Von der Erschließung des Leidringer Neubaugebietes "Hinterm Dorf" erwarteten Kenner bereits neue Zeugnisse von der frühen Geschichte des Ortes. Die Erwartungen sollten sich erfüllen. Hobbyarchäologe Wllfried Schübel sichtete am 15. Juli den ersten frühgeschichtlichen Schatz: zwölf römische Münzen.
Rosenfeld-Leidringen, 21.07.2005
Schon in aller Frühe hatte sich der Beauftragte des Landesdenkmalamtes auf den Weg zur "Baustellenkontrolle" in das Leidringer Neubaugebiet auf den Weg gemacht. Bei der Baustelle zum Haus Dornenstraße 7 wurde der Täbinger fündig. Zuerst im Bauaushub, dann schichtweise untereinander in der Baugrube erspähte er archäologische Kostbarkeiten verschiedener Epochen. Nur 65 Zentimeter unter der Grasnarbe stieß er auf die ersten Zeugnisse einer frühen Besiedelung, mittelalterliche Keramik aus dem 14. Jahrhundert und Eisenschlacke, die auf eine hier einst bestehende Schmiede schließen lässt. Einige Zentimeter tiefer entdeckte Schübel Siedlungsnachweise aus noch früheren Zeiten, darunter Rand- und Wandscherben von Gefäßen aus rauwandiger scheibengedrehter "Donsdorfer Ware" (6.- bis 8. Jahrhundert), eine besonders große Wandscherbe mit Verzierungen und eine kleinere Randscherbe, deren Verzierungen offensichtlich mit dem Fingernagel eingeritzt wurden, aus der Urnenfelderzeit (1100 v. Chr.) sowie Scherben aus der Bronzezeit.
"Als Clou aber", so berichtet der begeisterte Archäologe von seiner jüngsten, so ergiebigen Baustellenkontrolle, "entdecke ich im Aushub der Baugrube 12 römische Münzen". Der Münzschatz ist bereits im Württembergischen Münzkabinett gelandet, wo er jetzt sachgemäß gereinigt und noch genau bestimmt wird. Mit bloßem Auge aber sind schon jetzt unter dem schwarzen Belag der Kupfermünzen zwei Zuordnungen zu erkennen. Die eine Münze zeigt den Kopf von Constantinus II. (316 - 340 n. Chr.), eine andere weist auf Constantius II. (324 - 361).
Für Wilfried Schübel, der von seiner archäologischen Arbeit selbst sagt, "Es gehört ein geübtes Auge, Ausdauer und Wissen dazu", sind seine neuesten Funde eine Bestätigung der Vermutung, dass Leidringen viel älter ist als seine erste urkundliche Erwähnung von 1087. Aus Weilern und Gehöften müsse das Dorf als alemannische Siedlung schon zwischen dem sechsten- und achten Jahrhundert entstanden sein, taxiert er. Darauf ließen auch zwei alemannische Gräberfelder hinter der "Sonne" und bei den Gewächshäusern der Gärtnerei Mayer schließen. Im Rahmen des bevorstehenden Stadtfestes werden vom Landesdenkmalamt unter der Leitung von Professor Dr. Hartmann Reim die interessantesten Funde, die der Hobbyarchäologe Wilfried Schübel auf dem Kleinen Heuberg gemacht hat, sowie Funde aus der Grabungsstelle Römischer Gutshof im Schulbereich beziehungsweise im Rathauseingang ausgestellt.
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Fündig geworden: Hobby-Archäologe Wilfried Schübel. |
Quelle: Zollern-Alb-Kurier vom Do 21.07.2005
Verfasser: Hannelore Kaiser