Josef und Lidia Kociolek wollten der Stadt den Rücken zukehren und in Täbingen ihren Lebensabend verbringen
Traum vom Eigenheim wird zum Alptraum
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Foto: Zollern-Alb-Kurier |
Der Traum vom eigenen Haus auf dem Lande ist für die Großstädter Josef und Lidia Kociolek zum Alptraum geworden. Seit vier Jahren steht nur der mangelhaft gebaute Keller. Der Bauherr kämpft an mehreren Fronten und erzählt seine Geschichte „als Warnung“. Denn er fühlt sich eindeutig „reingelegt von der Montagefirma.“
Rosenfeld-Täbingen, 25.04.2007
„Das sehen Sie sofort, die Baustelle mit dem Keller kennt jeder im Ort“, lautet die Antwort auf die Frage nach dem Standort des Grundstückes.
Der 61-Jährige, der bei Mercedes in der Teilesteuerung gearbeitet hat, und seine Ehefrau Lidia haben das Grundstück im Jahr 2002 entdeckt und gekauft. Die Städter, die beide im Vorruhestand sind, wollten auf dem 7,5 Ar großen Grundstück nach eigenen Vorstellungen bauen. In Gärtringen leben sie im Eigenheim, das sie vor Jahren gekauft hatten.
Das Ehepaar entschied sich für ein Fertighaus, „weil wir schnell einziehen wollten“, so der Bauherr. Die Baufirma seiner Wahl empfahl dem Ehepaar ein Subunternehmen für die Montage. Kociolek unterschrieb beide Verträge und der Keller wurde im Juli 2003 von der Montagefirma aufgestellt. Wie sich bald herausstellte mit so vielen Mängeln und zu hoch gesetzt, so dass das Landratsamt einen Baustopp verhängte. Nachdem die Montagefirma die Haftung dafür ablehnte und „alles bagatellisierte“, so der Rentner, gab er ein Gutachten beim TÜV Süddeutschland in Auftrag, das die Mängel bestätigte. Kociolek entzog der Montagefirma den Auftrag und hatte prompt eine Klage am Hals, „auf entgangenem Gewinn, weil der Auftrag zurückgezogen wurde“. Das Hechinger Landgericht verlangte ein neues unparteiisches Gutachten. Beide Parteien sollten dafür einen Vorschuss leisten. 2006 meldete die Baufirma jedoch Insolvenz an und seither ruht auch das Gerichtsverfahren.
Jetzt könnte der Gärtringer weiterbauen, ein neues Baugesuch ebnete dafür den Weg von behördlicher Seite. Allerdings machte nun auch die Hausbaufirma Druck und lieferte die Betonfertigteile – gegen den Willen des Bauherrn, der sich gegen diese Verfahrenweise juristisch zur Wehr setzte. Das Gericht gab jedoch den Fertigbauern Recht .
Für die beiden Gutachten (der Bauherr hat den Vorschuss geleistet und das TÜV-Gutachten aus eigener Tasche bezahlt), den Bauzaun, den die Gemeinde verlangte, die Anwalts- und Gerichtskosten und das zweite Baugesuch sind zwischenzeitlich Kosten in Höhe von rund 15 000 Euro aufgelaufen.
Ob er je weitermachen kann, bezweifelt Kociolek. Er hat nun einen Spezialanwalt beauftragt, der versuchen wird, mit dem Insolvenzverwalter einen Vergleich auszuhandeln denn solange das Insolvenzverfahren nicht abgeschlossen ist, ruht das Gerichtsverfahren und die Forderungen der Montagefirma (immerhin 20 000 Euro) bleiben bestehen. Dann könnte das Ehepaar den Keller auf eigenen Kosten sanieren und die Fertigbauteile aufstellen lassen.
Also doch noch ein gutes Ende? Der 61-Jährige schüttelt den Kopf: „Ich habe so viel Geld kaputt gemacht, dass ich den Rohbau wohl verkaufen muss.“ Die Freude auf das Traumhaus, das laut Baufirma „in 15 Tagen stehen wird“ ist den Städtern gründlich vergangen. „Diesen Horror wünsche ich wirklich keinem. Ich warne alle Bauherren davor, sich beim Hausbauen auf Subunternehmen einzulassen“ lautet sein Rat, der andere vor solchen Erfahrungen schützen soll.
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Foto: Zollern-Alb-Kurier |
Quelle: Zollern-Alb-Kurier vom Mi 25.04.2007
Verfasser: Rosalinde Riede